Sonntag, 13. Juli 2008

Etappe 4: Heiligenstadt - Friedland (13.07.08)

OHNE DEN PILGERWART LÄUFT GAR NIX

Strecke: Heiligenstadt - Rengelrode - Steinheuterode - Kreuzweg Burgwalde - Bonifatiuskapelle auf dem Brink- Rustenfelde - Margarethenkapelle - Reiffenhausen - Friedland (ca. 22 km)

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Frühstück
Geld abheben
Am Busterminal beim Bahnhof schließt sich der Kreis: Hier waren wir gestern mit dem Rufbus angekommen. Heute müssen wir leider entdecken, dass der Aufschwung Ost am Schulhof gleich nebenan leider vorbei gegangen ist. Wie war das nun mit der Bildungsoffensive?

Noch sind relativ wenige Menschen unterwegs. Einder der ersten, der uns begegnet, ist ein Jäger, der gerade von seinem Revier-Rundgang zurückkehrt. Aber was kann man denn jetzt schon schießen? Seine Antwort: "Bäcke." So klingt es zumindest in meinen Ohren. Er meint Rehböcke. Und selbst wenn nichts vor die Flinte kommen sollte, die frische Luft tut ja auch gut. (Da hat er recht!)

Hinter Rengelrode weisen die Markierungen des Pilgerwegs plötzlich in eine andere Richtung, als die Karte es vorgibt. Was ist hier los?


Ein Praxistest am Bildstock erweist es: Knien auf blankem Stein ist kein Zuckerschlecken - Katholische Pilger müssen noch härter im Nehmen sein als wir aufrechten Protestanten.

Am Ortsausgang von Steinheuterode zeigt sich, dass das Eichsfeld nicht nur pittoresk ist. Hier liegt eine ehemalige LPG, in der mehr als tausend Milchkühe gehalten werden. 'Gut Agrar Natura GmbH' ist in unseren Ohren ein etwas zu wohlklingender Titel für diesen trostlosen Anblick.
Himbeerorgien

Schokolade
protestantisch: Haben wir uns das schon verdient? Simon
Kreuzweg bis zur Kapelle auf dem Brink. Zwölf-Uhr-Läuten findet heute zweimal statt, denn sowohl Markus als auch Simon müssen sich davon überzeugen, dass der freistehende Glockenturm voll funktionstüchtig ist.

Und nicht vergessen: In der Nähe der Kapelle stehen am Pilgerweg wunderbare Walnussbäume, die im Herbst geerntet werden wollen!

Das beherrschende Gesprächsthema der nun folgenden Wegstrecke ist das klimafreundliche Pilgern. Einigkeit können wir leicht darüber erzielen, dass unsere Art des Pilgerns (zu Fuß, An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln) energie- und klimatechnisch kaum zu toppen ist. Aber wie soll sich der klimabewusste Pilgerer nun ernähren? Fleischlos? Fettarm? Vegan? Was ist mit Fischen? Und wie soll der Pilger auf seine benötigten Kalorien kommen? Bis Rustenfelde ist kein wirklicher Konsens greifbar.
Angesichts der tollen Schnitzel-Auswahl in der Gaststätte zur Farbe (Zigeuner-, Zwiebel-, Champignon-, Naturschnitzel) läuft uns denn derart das Wasser im Munde zusammen, dass wir die praktische Umsetzung der klimatheoretischen Überlegungen auf die nächste Etappe vertagen. Oder die übernächste. Auf dem platten Land wird es Klimafreunden kulinarisch ja auch nicht wirklich leicht gemacht.
Grenze
Kapelle
Autobahn
Kirche Reiffenhausen
Stalingradkämpfer
Brombeeren
Pause Waldrand
Fahrkartenautomat nimmt nur noch Kleingeld


Für Freunde der Statistik:
Bisher ingesamt gepilgert: 82 km (27%)
in 4 Etappen (Mittel: 20,5 km)
Soviel liegt noch vor uns: ca. 220 km (73%)

Samstag, 12. Juli 2008

Etappe 3: Dingelstädt - Heiligenstadt (12.07.08)

ZUR MOHNBLÜTE DURCH DAS HERZ DES EICHSFELDES

Strecke:
Dingelstädt - Kefferhausen - Unstrutquelle - Werdingshäuser Kirche - Kreuzebra - Burg Scharfenstein - Kapelle Steinhagen - Dünkreuz - Heiligenstadt (ca. 21 km)

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Umsteigen am Busterminal Heiligenstadt. In diese futuristische Konstruktion scheint der eine oder andere Cent aus unserem Solidarzuschlag geflossen worden zu sein.
Den Rufbus samt Fahrer haben wir für uns.

Kreuzweg - Abweg Pilgerweg
Bahn-Viadukt
Einkauf im ehemligen Konsum-Laden. Das Interieur erinnert an vergangene DDR-Zeiten. Und wir stellen fest: das sehr 'exklusive' Warenangebot hat mindestens einen Vorteil: Die Auswahl fällt nicht wirklich schwer, und wir kommen zügig weiter.
Unstrutquelle
Picknick
Fuchs
Wiesenlandschaft, Rinderweide, Sportlehrer
Kirche Wüstenhagen

Es ist ein Jammer, an so viel Brennholz und Altmetall vorbei gehen zu müssen, ohne es mitnehmen zu können: Darauf ist Achims neu angeschaffter Tagesrucksack leider nicht ausgelegt. Schon die Mitnahme eines kleinen Alurohrs scheitert daran!

Kurz vor Kreuzebra holen uns die Regenschauer ein, die bisher um unsere Wanderstrecke einen großen Bogen gemacht hatten. Kein Problem für uns, denn wie lautet das Motto aller überzeugten Outdoorfreunde (und die Pilger sind ja nicht die geringsten unter ihnen): Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!

Schade nur, dass dadurch die Farben etwas blasser werden, denn wir wandern durch Getreidefelder voller knallroter Klatschmohnblüten. Claude Monet wäre hier auf seine Kosten gekommen.

Auf der Burg Scharfenstein am Nordrand des Dün haben wir die erfreuliche Erkenntnis, dass Google vieles, aber noch längst nicht alles weiß: Die Existenz des dortigen Terrassencafés ist bislang erfolgreich vor dem Big Brother des Internets geheim gehalten worden. Deshalb von unserer Seite auch nur so viel: Für seine bevorstehende Visite im Rahmen der nächsten Deutschlandreise empfehlen wir Papst Benedikt unbedingt den Rhabarberkuchen, und auf keinen Fall den Kartoffelpuffer!

Ein wunderbares Plätzchen ist die Kapelle Steinhagen. Geborgen steht sie unter zwei großen blühenden Linden, der Blick geht weit über riesige Getreidefelder ins Land.

Sehr viel weniger wird dem Auge in der folgenden Strecke durch den Heiligenstädter Wald geboten. Für die Dramaturgie unserer Tageswanderung ist das allerdings perfekt; denn so ist am Dünkreuz der wunderbare Blick über Heiligenstadt gleich noch mal so schön.
Auch wenn's kein richtiges Gipfelkreuz ist: Gipfelschnaps muss sein, und wir pfeifen uns einen leckeren Sanddorngeist rein.

Steilabstieg mit Hunden
Pension Herwig

Was hat ein Pilger im Mittelalter eigentlich nach seiner abendlichen Ankunft in der Herberge gemacht? Klar, er ist ins Badhaus gegangen. Können wir auch, nur nennt sich so etwas heute Eichsfeld-Therme, hat wunderbar heiße Duschen, ein Solebad, Whirlpools, Massagedüsen, und und und. Genau das Richtige für die geschundenen Knochen eines Pilgers.
Durch den Kurpark Heinrich Heine schlendern wir anschließend zur Gaststätte St. Martin.
Über unserem Tisch hängt ein Bild General Blüchers, aus dessen Analyse ('Ist das KW II ?") sich das Tischgespräch rund um die Durchnummerierung der Deutschen Reiche entspannt.





Für Freunde der Statistik:
Bisher ingesamt gepilgert: 60 km (20% der Gesamtstrecke) in
3 Etappen (ø: 20 km)
Soviel liegt noch vor uns: ca. 240 km (80% der Gesamtstrecke)